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Ein Schüler wirft seinen Stimmzettel in eine Wahlurne. Eine Schülerin sitzt als Wahlhelferin daneben.
Jugend wählt

Juniorwahl in Hessen zur Landtagswahl 2023

120.000 Schülerinnen und Schüler haben in Hessen an der Juniorwahl teilgenommen. Wie sind die Wahlergebnisse ausgefallen und wie haben sich die teilnehmenden Schulen auf die Wahl vorbereitet?

In Hessen dürfen bei Landtagswahlen nur Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgeben, wenn sie mindestens 18 Jahre alt sind. Diese Einschränkungen gab es bei der Juniorwahl zur Hessischen Landtagswahl nicht. Die Juniorwahl ist ein Projekt des gemeinnützigen und überparteilichen Vereins Kumulus e.V. und wird seit 1999 in ganz Deutschland durchgeführt, in Hessen in Kooperation mit dem Hessischen Landtag und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. In der Woche vor der Wahl am 8. Oktober konnten an 313 weiterführenden Schulen in ganz Hessen Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse bei der Juniorwahl das Wählen üben. So viele Schulen, etwa ein Drittel aller weiterführenden Schulen, waren noch nie bei einer Juniorwahl zu Landtagswahlen in Hessen dabei.

Insgesamt waren bei der Juniorwahl fast 120.000 Schülerinnen und Schüler wahlberechtigt. Knapp 100.000 beteiligten sich an der Wahl (82,7 Prozent). Interessant ist, das Ergebnis der Juniorwahl mit dem Ergebnis der Landtagswahl am 08. Oktober 2023 zu vergleichen, und sich über Unterschiede und Gemeinsamkeiten Gedanken zu machen:

Juniorwahl und Landtagswahl 2023 im Vergleich

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Ergebnisse Juniorwahl: CDU 2023: 25,7% (2018: 18,1%), SPD 2023: 20,5% (2018: 15,1%), AfD 2023: 13% (2018: 7,4%), DIE GRÜNEN 2023: 11,1% (2018: 29,6%), FDP 2023: 10% (2018: 8,9%), Sonstige 2023: 19,6% (2018: 15%).
Sonstige >1,0%: Freie Wähler 2,4%; Piraten 2,1%, Tierschutzpartei 3,1%; Die Partei 2,0%; Volt 1,4%
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Ergebnisse Landtagswahl: CDU 2023: 34,6% (2018: 27,0%), Grüne 2032: 14,8% (2018: 19,8), SPD 2023: 15,1% (2018: 19,8%), AfD 2023: 18,4% (2018: 13,1%), FDP 2023: 5,0% (2018: 7,5%), LINKE 3,1% (2018: 6,3%)
Sonstige >1,0%: Freie Wähler 3,5%; Tierschutzpartei 1,5%; Volt 1,0%

Die Juniorwahl besteht jedoch nicht nur aus der Abstimmung und dem Ergebnis, sondern wird an den teilnehmenden Schulen intensiv vorbereitet. Wie das an der Lindenauschule Hanau abgelaufen ist, darüber haben wir mit Sandra Hartmann und Manu Seidel gesprochen:

Wie sind Sie auf das Projekt Juniorwahl aufmerksam geworden?

Sandra Hartmann: Wir waren vor fünf Jahren bei einer Fortbildung im Landtag, um uns erklären zu lassen, wie die Juniorwahl funktioniert. Seitdem sind wir mit unserer Schule bei dem Projekt dabei und haben an den Juniorwahlen zu zwei hessischen Landtagswahlen und einer Bundestagswahl teilgenommen.

Was bringt das Projekt den Schülerinnen und Schülern Ihrer Meinung nach?

Manu Seidel: Wir haben an unserer Schule viele Schülerinnen und Schüler, für die Politik sehr weit weg ist. Sie wissen vorher überhaupt nicht, was eine Partei ist und was ein Landtag ist. Wir fangen da also an der Basis an. Daher finde ich es absolut wichtig, die Schülerinnen und Schüler praktisch an demokratische Prozesse heranzuführen.

Welche Rolle spielt die Juniorwahl bei Ihnen an der Schule?

Manu Seidel: Wir schicken die Schülerinnen und Schüler nicht nur an dem Tag zur Juniorwahl, sondern wir bereiten das auch im Unterricht vor.

Sandra Hartmann: Bei der Juniorwahl gibt es ja auch viele Unterrichtsanregungen, so dass wir uns in den Kursen, die an dem Projekt teilgenommen haben, fünf Wochen lang mit dem hessischen politischen System, den Parteien und den Kandidaten beschäftigt haben.

Unsere Teilnahme an dem Projekt Juniorwahl war für uns auch der Anlass, schon Monate vorher eine Podiumsdiskussion an unserer Schule mit den Wahlkreiskandidatinnen und -kandidaten zu organisieren, bei der die Schülerinnen und Schüler die Politikerinnen und Politiker zu den Themen Soziales, Jugendpartizipation und Bildung befragt haben. Durch die Podiumsdiskussion kannten die Schülerinnen und Schüler die Kandidatinnen und Kandidaten schon, konnten sie einschätzen und hatten einen persönlichen Eindruck von den Personen, die auf dem Wahlzettel standen. Möglich gemacht wurde die Veranstaltung auch dadurch, dass wir einen sehr engagierten Schüler haben, der alle Kandidatinnen und Kandidaten angeschrieben und eingeladen hat.

Wie fanden die Schülerinnen und Schüler das Projekt?

Sandra Hartmann: Eine Schülerin hat gesagt, sie habe sich schon mal über Tiktok über die Politikerinnen und Politiker informiert, aber sie habe erst im Unterricht wirklich verstanden, was es bedeutet zu wählen und wie man genau wählt. Durch das Projekt haben sich die Schülerinnen und Schüler also wirklich kompetent gefühlt, an so einer Wahl teilzunehmen.

Manu Seidel: Ich finde, die Juniorwahl ist eine sehr gute Gelegenheit für die Jugendlichen, den Wahlakt praktisch einzuüben.

Sandra Hartmann: Ich war bei der Juniorwahl auch im Wahllokal. Ich hatte den Eindruck, die Schülerinnen und Schüler haben sich Zeit genommen; da war ich echt erstaunt! Die haben in den Wahlkabinen gesessen und es sich nicht leichtgemacht. Das hätte ich gar nicht gedacht! Die haben das – so war mein Eindruck – sehr ernst genommen.

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Drei Schülerinnen von der Luise-Büchner-Schule Groß-Gerau an einem Tisch als Wahlhelfer der Juniorwahl

Mehr Infos

In Hessen unterstützten in diesem Jahr über 2.000 Lehrkräfte die inhaltliche Vorbereitung auf die Juniorwahl. Die ausführlichen Ergebnisse, die am 8. Oktober zeitgleich mit der Schließung der Wahllokale zur Landtagswahl um 18 Uhr veröffentlicht wurden, und mehr Infos zum Projekt findest du auf www.juniorwahl.de. Der Hessische Landtag berichtete hier.