„Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit“
Buchpräsentation „Gefühlte Demokratie“ im Hessischen Landtag
„Demokratie steht und fällt mit der inneren demokratischen Haltung der Bürgerinnen und Bürger; sie entspringt einem Gefühl.“ Um genau diese Emotionen in der Gesellschaft geht es in dem Buch „Gefühlte Demokratie“, in dem es weiter heißt: „Ein demokratischer Grundkonsens kann nicht verordnet werden.“
Welche Erfahrungen und Gefühle eine Demokratie prägen und welche Parallelen sich zwischen der Weimarer Republik und der Gegenwart ziehen lassen – diese Frage steht im Fokus des Buches, das Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) und der Historiker Prof. Dr. Eckart Conze, Philipps-Universität Marburg, gemeinsam herausgegeben haben.
Astrid Wallmann: „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit“
„Die Geschichte der Demokratie ist auch die Geschichte von Emotionen. Lehren aus der Geschichte zu ziehen, ist Teil unserer politischen Kultur. Das immer wieder neue Vermitteln einer demokratischen Haltung gehört zu den nie abgeschlossenen Aufgaben unserer Gesellschaft“, sagte Parlamentspräsidentin Wallmann bei der Präsentation des Buches im Hessischen Landtag. „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Die Angriffe auf die Demokratie, die in den vergangenen Jahren nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ zugenommen haben, beschwören die Weimarer Vergangenheit herauf und erfüllen Demokraten mit großer Sorge.“
Prof. Dr. Eckart Conze: „Emotionen verändern Demokratie“
„Gefühle in der Demokratie und Gefühle für die Demokratie, das ist ein wichtiges Thema unserer Gegenwart“, betonte Prof. Conze. „Emotionen sind wichtig und Emotionen sind stark, weil sie auf die Demokratie einwirken und sie verändern. Das zeigt das Beispiel der Weimarer Republik. In Deutschland entwickelte sich die Demokratie nach 1918 unter dem Druck geradezu übermächtiger Gefühlswelten, und wir sind auch heute gut beraten, die Bedeutung der ‚gefühlten Demokratie‘ nicht zu unterschätzen.“
Bei der anschließenden von Ariane Binder moderierten Podiumsdiskussion im Musiksaal des Hessischen Landtages debattierten eine Schülerin der Gutenbergschule Wiesbaden und ein Schüler der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim mit Prof. Dr. Christoph Cornelißen, Goethe-Universität Frankfurt, der auch zu den Autoren zählt, und Prof. Dr. Isabelle Borucki, Philipps-Universität Marburg, über Gefühle in der Demokratie.
Zum Buch „Gefühlte Demokratie“
Der Band basiert auf einem Symposium im Hessischen Landtag im Jahr 2022. In 14 Beiträgen untersuchen Historiker und Politikwissenschaftler aus verschiedenen Blickwinkeln die Erfahrungen und Gefühle, die mit unterschiedlichen Entwicklungen während der Weimarer Republik verbunden sind. Neben den Konfliktfeldern und den Erwartungen an eine Demokratie geht es auch darum, wie Hass und Hetze zerstörerisch auf Demokratien wirken können, sowie die öffentliche Auseinandersetzung mit Attentaten. Biographische Beispiele von Politikerinnen im Hessischen Landtag und Alltagserfahrungen aus Offenbach sind ebenfalls unter den Beiträgen zu finden.
Erschienen ist das 336 Seiten umfassende Werk „Gefühlte Demokratie – Die Weimarer Erfahrung im 20. und 21. Jahrhundert“ im Campus Verlag.