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„Für Themen einsetzen, die Männer nicht im Blick haben“ - Workshop für Mädchen im Landtag

Warum finden sich so wenig Frauen in der Politik, und warum sind Frauen in der Politik wichtig? Mädchen aus dem Schwalm-Eder-Kreis informieren sich in einem Workshop im Hessischen Landtag.

Dass es Frauen in der Politik nicht besonders leicht haben, darin sind sich die frauenpolitischen Sprecherinnen im Hessischen Landtag über die Parteigrenzen hinweg einig. Wie sie damit umgehen und warum es sich trotzdem lohnt, sich politisch zu engagieren, darum geht es unter anderem in dem Workshop für Mädchen. Mehr als 40 Schülerinnen zwischen 13 und 18 Jahren aus dem Schwalm-Eder-Kreis sind in den Hessischen Landtag gekommen, um mehr zu erfahren über die Rolle von Frauen in der Politik und mit Politikerinnen ins Gespräch zu kommen. 

43 der 133 hessischen Abgeordneten sind weiblich, ein Anteil von 32 Prozent. In dem im Februar gewählten Bundestag sieht es ähnlich aus. Im Europäischen Parlament sind mit 38,5 Prozent anteilsmäßig mehr Frauen vertreten. Doch ist hier die Quote im Vergleich zur vorangegangenen Legislaturperiode rückläufig – eine Tendenz, die sich auch im Bundestag wiederfindet. 

„Warum gibt es so wenige Frauen in der Politik, und warum sind Frauen in der Politik wichtig?“, fragt Bärbel Spohr in die Runde. Die Frauenbeauftragte aus dem Schwalm-Eder-Kreis gestaltet den Workshop an diesem Tag gemeinsam mit der Politischen Bildung des Hessischen Landtages und in Zusammenarbeit mit dem Büro für Staatsbürgerliche Frauenarbeit e.V., kurz Büro F. Die überparteiliche Organisation für Frauen und Frauenverbände bietet hessenweit Seminare und Veranstaltungen an. „Ziel des Workshops ist es, Mädchen für Politik zu interessieren, ihnen Beteiligungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Mut zu machen, sich politisch zu engagieren“, sagt Susanne Baier, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im Hessischen Landtag.

Fehlende Vorbilder, kein Platz in der Lebensplanung von Frauen, das macht Frauenbeauftragte Spohr als Ursachen für die statistischen Werte aus. „Parteien sind kulturell männlich geprägte Organisationen“. Doch anzupacken gäbe es aus ihrer Sicht genug: Gender Pay Gap, Gender Care Gap, nennt sie als Schlagworte und fasst kurz zusammen: „Wir brauchen Frauen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen“. Sie gingen Themen an, die Männer nicht im Blick hätten, sagt Spohr, wie etwa Frauenparkplätze in Parkhäusern. 

Oft seien es konkrete Erfahrungen im direkten persönlichen Umfeld, die den Impuls gaben, sich in der Politik zu engagieren, berichten die Sprecherinnen. Im Parlament angekommen, sehen sich weibliche Abgeordnete vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt. „Am Rednerpult weht einem schon ein harter Wind entgegen“, sagt Sandra Weegels, frauenpolitische Sprecherin der AfD-Fraktion. „Wir werden öfter unterbrochen, und es wird immer lauter, wenn eine Frau spricht“, ergänzt die frauenpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis90/Die Grünen, Julia Herz. 

Als „Britney Spears der Politik“ sei sie schon bezeichnet worden, erinnert sich Wiebke Knell, von der Fraktion der Freien Demokraten. Doch auch mangelnde Sichtbarkeit ist nach Einschätzung von Nadine Gersberg, SPD-Fraktion, ein Problem. Dies habe Folgen: „Männer schlagen oft nur andere Männer für freie Posten vor“. Sowohl Vor- als Nachteile bringt die Möglichkeit der größtenteils freien Zeiteinteilung mit sich. Denn einen Anspruch auf Elternzeit gibt es beispielsweise nicht. Schon 18 Tage nach der Entbindung sei sie bereits wieder als Abgeordnete im Einsatz gewesen, berichtet Christin Ziegler, CDU-Fraktion. 

Die frauenpolitischen Sprecherinnen berichten allerdings nicht nur von ihrem eigenen Werdegang. Woher wissen die Abgeordneten im Landtag, was Jugendliche bewegt? Was unternehmen sie für mehr Gleichstellung? Wie sieht es aus mit den Investitionen an Schulen? –  die Politikerinnen stellen sich auch den Fragen, die die Mädchen aus dem Schwalm-Eder-Kreis bewegen. Auch wenn die Antworten angesichts des straffen Zeitplans mit Schlossrundgang bisweilen knapp ausfallen müssen – in einem Punkt sind sich alle einig. „Es ist wichtig, dass ihr euch zu Wort meldet“, sagt die Abgeordnete Herz. „Wir wären schon viel weiter in der Politik, wenn sich mehr Frauen beteiligen würden.“