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Hessische Löwengeschichten Lichtkegel

Vom Schloss zum Parlamentssitz

Anlässlich des 80. Landesjubiläums präsentiert der Hessische Landtag künftig jeden Abend auf der historischen Fassade des Stadtschlosses die Lichtinstallation „Hessischen Löwengeschichte(n) – Vom Schloss zum Parlamentssitz“, mit der er seine Historie beleuchtet und zum Besuch ins Parlament einlädt.

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YT Thumbnail Lichtinstallation

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Lichtinstallation am Landtag
Hessische Löwengeschichte(n) jeden Abend am Stadtschloss

Die Lichtershow im Video

„Der Löwe erwacht“ – Spielzeiten

15.09.-31.03.: 20:30 Uhr 
01.04.-31.05.: 22:00 Uhr
01.06.-14.07.: 22:30 Uhr
15.07.-14.09.: 22:00 Uhr

Das Stadtschloss wird in den Jahren 1837 bis 1842 nach Entwürfen des Architekten Georg Moller als Residenz der Herzöge von Nassau errichtet. Wiesbaden ist Hauptstadt des 1806 gegründeten Herzogtums, dessen Gebiet sich überwiegend im westlichen Teil des heutigen Landes Hessen erstreckt. Neben dem Kurfürstentum Hessen-Kassel, dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt, der Freien Stadt Frankfurt und weiteren Kleinstaaten ist Nassau eines jener historischen Gebiete, die heute Hessen bilden. Der Vorhang in den nassauischen Farben Orange und Blau öffnet sich und ein Spot fällt auf das Wappenfeld über dem Balkon im Zentrum der Fassade. Durch den Lichtkegel erwacht dort der bekrönte Löwe – das nassauische Wappentier – zum Leben und beginnt, die Fassade „seines“ Schlosses zu erkunden.

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Löwe und Vorhang
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Schlossfassade mit Löwen und Wappen

Im Gegensatz zur Schlichtheit der Fassade steht das prunkvolle Innere des klassizistischen Schlosses, das in weiten Teilen bis heute erhalten ist. Die Wände und Decken der Räume sind mit Ornamenten von den Brüdern Friedrich Wilhelm und Ludwig Pose bemalt, zwischen denen unzählige Figuren und Fabeltiere entdeckt werden können. Der Löwe schlüpft in die Rolle des Künstlers und beginnt zu malen, wodurch auf der gesamten Fassade Schritt für Schritt Details dieser prachtvollen Malereien erscheinen, die bis heute bei einem Besuch des Landtages im Schloss bewundert werden können.

Die Fassade erzittert, die gemalten Fabeltiere verschwinden: Nur wenige Jahre nach dessen Vollendung erschüttert die Revolution im März 1848 das Schloss. Wie überall auf dem Kontinent demonstrieren auch in Nassau die Bürgerinnen und Bürger für mehr Freiheit, Mitbestimmung und gegen die reaktionäre Politik des Herzogs. Unter dem Druck von 30.000 Demonstranten aus allen Landesteilen, die sich am 4. März vor der Residenz versammeln, verspricht Herzog Adolf vom Balkon des Schlosses, die „Neun Forderungen der Nassauer“ zu erfüllen. Der Löwe angelt symbolisch die auf diese Weise gewährten Bürgerrechte vom Balkon – die mit dem Ende der Revolution nur wenig später wieder eingeschränkt werden.

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1848 Bürgerrechte
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1866 Residenz preußisch deutscher Monarchen

1866 ist ein Schicksalsjahr der deutschen Geschichte – und auch für das Schloss: Als Verbündeter Österreichs verliert der Herzog den Krieg gegen Preußen, das daraufhin Nassau annektiert. Wiesbaden wird von der nassauischen Haupt- zur preußischen Provinzstadt, das Schloss wird zu einer Nebenresidenz der preußischen Könige, die nach der Reichsgründung 1871 auch deutsche Kaiser werden. Kaiser Wilhelm I. und sein Enkel Wilhelm II. schätzen die Kurstadt und wohnen regelmäßig im Schloss. Der Adler – Preußens Wappentier – vertreibt den nassauischen Löwen und nimmt das Schloss in Besitz, indem er eine Büste Wilhelms I. auf der Fassade platziert, deren steinernes Pendant den benachbarten Wilhelmsbau bekrönt, der heute ebenfalls zum Landtag gehört. Während der Adler versteinert, erscheint auch Wilhelm II. auf dem Balkon, von dem aus er regelmäßig Paraden vor dem Schloss abhält.

Die Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg und die zeitgleiche November-Revolution lassen die Fassade erneut erzittern: Kaiserbüste und Adler zerspringen, Kaiser Wilhelm II. dankt ab und die Krone über dem Wappenfeld stürzt herab und bleibt umgekehrt liegen – die Monarchie ist Geschichte und mit ihr ihre Repräsentanten und Symbole. Wiesbaden ist als Folge des Krieges ab 1919 wie viele Gebiete des Rheinlandes besetzt: Zunächst bis 1925 von französischen Truppen, die im Schloss ihr Hauptquartier einrichten und auf der Fassade eine kreisrunde Trikolore mit den Buchstaben R.F. (= République française) anbringen, im Anschluss bis 1930 von britischen Truppen, die auf dem Schlossplatz Paraden abhalten.

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1919-1925-1930 Sitz der Besatzungstruppen
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NS-Zeit

Wenige Jahre nach dem Ende der Besatzungszeit beginnt das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Während der Zeit der Nationalsozialisten dient das Schloss zunächst als Museum, während des 2. Weltkrieges bezieht die Wehrmacht hier ihren Sitz. Im Gedenken an die Millionen von Opfern der nationalsozialistischen Diktatur durch Verfolgung, Krieg und Shoa, bleibt dieser Abschnitt der Geschichte des Schlosses schwarz und ohne Illustration. Der von Deutschland ausgehende Krieg hinterlässt in den Jahren 1944 und 1945 auch seine durch Bombentreffer verursachten Spuren am Schloss. 

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges proklamieren die US-amerikanischen Besatzungstruppen am 19. September 1945 Groß-Hessen und bestimmen Wiesbaden zur Hauptstadt des neuen Landes. Im folgenden Jahr erarbeitet die gewählte Landesversammlung die Verfassung für Hessen, die am 1. Dezember mit einem Volksentscheid in Kraft tritt. Das Schloss ist seither Sitz des Hessischen Landtages, der als Parlament das legislative Zentrum des Landes bildet. Der zurückgekehrte Löwe stößt die 1918 herabgefallene Krone an, aus der sich nun der parlamentarische Kreis des Landtages in den hessischen Landesfarben Rot und Weiß formt. Das herabfallende rot-weiße Hessenbanner bedeckt den Löwen, der sich zum Wappentier des neuen Landes verwandelt. Aus dem nassauischen hat sich ein hessischer Löwe entwickelt, aus der Krone als Symbol monarchischer Macht das parlamentarische Rund als Sinnbild der Demokratie. 

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seit 1946 Sitz des Hessischen Landtages
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Löwe mit Krone vor Abgeordnetenbilder

Bevor sich der Hessenlöwe verabschiedet und bis zum nächsten Abend wieder in sein Wappenfeld zurückkehrt, präsentiert er Impressionen aus der Geschichte und Gegenwart des Landtages. Von 1946 bis 1962 dient der historische Musiksaal den Abgeordneten als Plenarsaal, im Anschluss ein Neubau an der Grabenstraße, an dessen Stelle seit 2008 der heutige Plenarsaal errichtet wurde. Der Plenarsaal des Hessischen Landtages bildet die Herzkammer der hessischen Demokratie, in ihm wird über die Politik Hessens diskutiert und über Gesetze entschieden. Seit der letzten Landtagswahl im Jahr 2023 – der 21. seit der Gründung Hessens im Jahr 1946 – vertreten 133 Abgeordnete in fünf Fraktionen die Interessen der Bürgerinnen und Bürger Hessens. Präsidentin des Landtages ist seit 2022 Astrid Wallmann, die Sie im Namen aller Abgeordneten sehr herzlich zu einem Besuch in unserem Parlament einlädt.

Download Flyer

Hessische Löwengeschichte(n) - Vom Schloss zum Parlamentssitz