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Regenbogenempfang Wallmann Segal

Pionier der LGBTIQ+-Bewegung Mark Segal beim Regenbogenempfang im Landtag

Dieser Empfang steht im Zeichen der transatlantischen Freundschaft und Verbundenheit.
Astrid Wallmann

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann hat beim diesjährigen Regenbogenempfang rund 160 Gäste im Musiksaal des Hessischen Landtages begrüßt. Mit der Veranstaltung wurde die Arbeit und der Einsatz derer honoriert, die sich für Vielfalt und Akzeptanz in Hessen engagieren. 

Ehrengast des Abends war der Aktivist, Journalist und Autor Mark Allan Segal. Er trug seine persönlichen Erinnerungen an die Stonewall-Unruhen im Jahr 1969 in New York vor und benannte die Relevanz dieser Ereignisse für unsere heutige Gesellschaft. 

Vorbildcharakter der USA für die hiesige LGBTIQ+-Community 

Parlamentspräsidentin Astrid Wallmann stellte in ihrer Rede die besondere Rolle der USA für die Bundesrepublik und die LGBTIQ+-Community heraus: „Auf den Tag genau vor 80 Jahren, am 19. September 1945, proklamierte die damalige US-amerikanische Militärregierung das Land „Groß-Hessen“ – es war die Geburtsstunde unseres heutigen Bundeslandes Hessen. So steht dieser Empfang auch im Zeichen der transatlantischen Freundschaft und Verbundenheit.“

Der Lebensweg des Ehrengastes Mark Segal zeige, dass die USA auch nach dem Wiederaufbau politisch, gesellschaftlich und kulturell ein wichtiger Fixpunkt für die Bundesrepublik waren. „Soziale Entwicklungen zeigten sich dort schon früher und hatten Vorbildcharakter für Europa und Deutschland. Denn nicht ohne Grund ist Stonewall auch für die LGBTIQ+-Community hierzulande ein zentraler mentaler Erinnerungsort“, so Wallmann.

Der aus Philadelphia stammende Amerikaner war an den Stonewall-Unruhen in der New Yorker Christopher Street beteiligt, an die der Christopher Street Day bis heute erinnert. Im gleichen Jahr wurde er einer der Mitbegründer der Gay Liberation Front, wo er das Gay Youth Programm ins Leben rief – eine LGBTIQ+-Interessenvertretung. Als Mitglied des Christopher Street Gay Liberation Day Committee wirkte er 1970 an der ersten Gay-Pride-Parade mit.

Autor Mark Segal sprach über die Anfänge seines Engagements für die Community: „Ich bin 1951 in eine Welt hineingeboren, in der schwule Menschen unsichtbar waren. Als Jugendlicher lernte ich, dass nur dann eine Gleichberechtigung erreicht werden kann, wenn wir unsere Meinung lautstark kundtun.“ Bei einem Besuch des Queeren Zentrums in Wiesbaden, zu dem ihn Landtagspräsidentin Astrid Wallmann vor dem Regenbogenempfang begleitet hatte, kam Segal ins Gespräch mit Verantwortlichen des Treffpunkts für Beratung, Kultur und Bildung. „Wenn ich sehe, was aus unserem Einsatz nach Stonewall, weltweit passiert ist, erfüllt es mich mit Stolz und bringt mein Herz zum Lächeln“, so Segal.

Mit Sorge blickt der Aktivist Mark Segal auf die aktuellen Entwicklungen: „Ich sehe immer häufiger Anzeichen des Gegenwinds, mit dem unsere Gemeinschaft konfrontiert wird. Dies bedeutet, dass wir in diesen Zeiten wachsam sein müssen. Sichtbar und laut sein war schon immer unser stärkstes Werkzeug, um Durchhaltevermögen zu zeigen.“

Über Mark Segal

Neben seiner Rolle bei den Stonewall-Unruhen ist Mark Segal Gründer und ehemaliger Präsident der National Gay Newspaper Guild. Im Jahr 1972 wurde er durch medienwirksamen Protest bekannt, nachdem er von einem Tanzwettbewerb ausgeschlossen wurde, weil sein Tanzpartner ein Mann war. 1975 machte sich Mark Segal durch einen Hungerstreik für ein Gesetz zur Sicherung der Gleichberechtigung von Homosexuellen stark. Zuletzt arbeitete Segal mit der Obama-Regierung zusammen und half dabei das landesweit erste LGBTIQ+-freundliche Seniorenwohnhaus zu entwickeln. Mark Segal ist Autor des Buches „And then I danced: Traveling the Road to LGBT Equality“.