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Vizepräsidentin Angela Dorn begrüßt zur Eröffnung der Woche der christlich-jüdischen Zusammenarbeit.

Woche der christlich-jüdischen Zusammenarbeit

Landtagsvizepräsidentin Dorn mahnt zu aktivem Einsatz für die Demokratie

Zum Auftakt der Wiesbadener Woche der christlich-jüdischen Zusammenarbeit hat Landtagsvizepräsidentin Angela Dorn dazu aufgerufen, Haltung zu zeigen und Position gegen Antisemitismus zu beziehen. Bei einem Festakt im Hessischen Landtag an diesem Sonntag sagte sie: „Wenn die Mitte, wenn die Mehrheit schweigt, während der Antisemitismus erschreckend erstarkt, dann ist der Punkt erreicht, an dem die Demokratie sich nicht genug bewährt.“ Der Umgang mit Jüdinnen und Juden, der Umgang mit Minderheiten sei ein Gradmesser für unsere Demokratie und unsere Freiheit, mahnte Dorn. „Unsere Demokratie steht an einem Scheideweg, und den richtigen Weg können wir nur gemeinsam einschlagen.“

Auch in diesem Jahr steht die bundesweite Woche der christlich-jüdischen Zusammenarbeit im Zeichen des Terrorüberfalls der Hamas auf Israel und den Gefahren, denen jüdisches Leben in Deutschland ausgesetzt ist. Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, warnte in seiner Ansprache angesichts der Zunahme antisemitischer Straftaten vor immer präsenter werdendem Judenhass in Deutschland, der ein „geradezu schockierendes Ausmaß“ erreicht habe. Antisemitismus sei nicht nur in rechten, sondern in nahezu allen Milieus unserer Gesellschaft vorzufinden, so der Völkerrechtsexperte. „Diese Toleranz für Judenhass ist auch ein großer Schritt hin zum Ende freiheitlich-demokratischer Werte für uns alle“.

Klein, der eine nationale Strategie gegen Antisemitismus vorgelegt hatte, forderte weitere Gesetzesänderungen im Umgang mit Rassismus und Antisemitismus wie eine Reform des Volkverhetzungsparagraphen, zudem eine Anpassung der Lehramtsausbildung. Gleichzeitig appellierte er an die Zivilgesellschaft, ihren Teil im Kampf gegen Antisemitismus beizutragen. Der Staat könne den Kampf gegen Antisemitismus nicht alleine führen, sagte er. 

Der gebürtige Darmstädter Klein ist seit 2018 als Antisemitismusbeauftragter Ansprechpartner für jüdische Gruppen und gesellschaftliche Organisationen in Deutschland und Vermittler für die Antisemitismusbekämpfung durch Bund, Länder und Zivilgesellschaft. Im Rahmen der Veranstaltung führte Klein, der auch Mitglied im „Diplomatischen Streichquartett Berlin“ ist, als Violinist gemeinsam mit dem Cellisten Ramón Jaffé und der Pianistin Monica Gutmann Werke jüdischer Komponisten verschiedener Epochen auf.

Hintergrund

Seit 1952 veranstaltet der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) bundesweit im März die Woche der christlich-jüdischen Zusammenarbeit. Landtagspräsidentin Astrid Wallmann hat auch in diesem Jahr wieder die Schirmherrschaft in Hessen übernommen. Die mehr als 80 Gesellschaften in Deutschland setzen sich vor Ort ein für die Verständigung zwischen Christen und Juden, den Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus sowie für ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen.