
„Hessische Löwengeschichte(n)“
Tägliche Lichtshow macht Historie auf der Stadtschlossfassade lebendig
Freilaufend, zahm und geschichtsinteressiert zeigt sich der Löwe in der Lichtershow, die von nun an jeden Abend um 20:30 Uhr auf der Stadtschlossfassade des Hessischen Landtages zu sehen ist. Die dauerhafte Illumination über dem Schlossplatz erweckt den steinernen Löwen zum Leben und zeigt über die Jahrhunderte dessen Verwandlung vom einstmals nassauischen zum heutigen hessischen Wappentier. Passanten werden von ihm für rund acht Minuten durch die wechselvolle Geschichte des Stadtschlosses geführt.
„Geschichte sichtbar machen und demokratisches Miteinander stärken“
Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) sagte zur Premiere der Illumination:
„Anhand der Vergangenheit des Wiesbadener Stadtschlosses lässt sich exemplarisch Hessens Weg von der Monarchie über Revolutionen, Besatzungen, Kriege und Diktatur bis hin zu unserer heutigen parlamentarischen Demokratie nachvollziehen. Mit dieser innovativen Lichtshow präsentieren wir uns als ein offenes und modernes Haus. Wir wollen unsere Geschichte sichtbar machen und dazu animieren, den Landtag zu besuchen. Ich wünsche mir, dass diese Illumination nicht nur für Staunen sorgt, sondern auch neugierig macht, unser Parlament und dessen Rolle für die Demokratie kennenzulernen.“
Zeitreise von den Herzögen von Nassau bis zum heutigen Tag
Das Lichterspektakel beginnt mit dem Jahr 1837, der Zeit der Herzöge von Nassau und dem Bau des Stadtschlosses. Bis heute ist das prunkvolle Innere des klassizistischen Schlosses bei einem Besuch im Landtag zu bewundern und wird bei der Illumination in bunten Ornamenten und Fabeltieren sichtbar, die der Löwe auf die schlichte Fassade des Schlosses malt.
Die Zeitreise führt weiter über die Revolution im März 1848 hin zum Schicksalsjahr 1866, das aus der nassauischen Hauptstadt Wiesbaden eine preußische Provinzstadt macht. Auf der Fassade wird daran erinnert, dass das Schloss Kaiser Wilhelm I. und seinem Enkel als häufig genutzte Nebenresidenz diente. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wird Wiesbaden besetzt und das Schloss zunächst zum Hauptquartier französischer und schließlich britischer Truppen.
Während der frühen NS-Zeit wird das Stadtschloss erst ein Museum; nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bezieht dann die Wehrmacht hier ihren Sitz. Bilder der Kriegszerstörung erscheinen auf der Außenfassade. Am 19. September 1945 proklamieren die US-amerikanischen Streitkräfte Groß-Hessen und bestimmen wenig später Wiesbaden zur Hauptstadt des neuen Landes. In der Lichtinstallation wird dies anhand der historischen Originaldokumente verdeutlicht.
Am 1. Dezember 1946 tritt die Verfassung des Landes Hessen in Kraft. Seither ist das Schloss der Sitz des Hessischen Landtages und bildet als Parlament das legislative Zentrum des Landes. Der virtuelle Hessenlöwe präsentiert auf der Schlossfassade Eindrücke aus Geschichte und Gegenwart des Landtages. Zuschauer sehen den historischen Musiksaal, der bis 1962 als Plenarsaal diente, aber auch den heutigen Plenarsaal, der seit 2008 die Herzkammer der hessischen Demokratie bildet.
Illumination bildet Auftakt der Feierlichkeiten zu 80 Jahre Hessen
Im Jahr 2026 wird der Landtag mit zahlreichen Veranstaltungen die Geschichte des Landes Hessen feiern. Die Lichtshow auf dem Hessischen Landtag bildet im Rahmen des runden Jahrestages der Proklamation Hessens den Auftakt zum Jubiläumsjahr und schenkt Wiesbaden – das auf den Tag genau vor 80 Jahren am 2. Oktober 1945 zur Landeshauptstadt ausgerufen wurde – damit dauerhaft ein neues Wahrzeichen. Zu sehen ist die Illumination am Schlossplatz in den Wintermonaten täglich ab 20:30 Uhr. In den Sommermonaten verschiebt sich die Lichtshow auf die späteren Abendstunden.
Dank an US-Streitkräfte für ihren Einsatz vor 80 Jahren: „historisches Glück“
Zu den Premierengästen der Lichtershow gehörten neben Freundinnen und Freunden der Vereinigten Staaten auch Vertreterinnen und Vertreter der Landeshauptstadt Wiesbaden Landtagspräsidentin Astrid Wallmann sagte angesichts der Unterstützung der US-Streitkräfte in den vergangenen 80 Jahren: „Dass wir dieses Jubiläum gemeinsam feiern können, ist keine Selbstverständlichkeit – schließlich war der furchtbare Krieg, den die Deutschen weiten Teilen der Welt aufgezwungen hatten und der viele Millionen Menschen das Leben kostete, zum Zeitpunkt der Proklamation gerade einmal seit vier Monaten beendet. Dass in dieser Situation die US-amerikanischen Besatzungstruppen nicht auf Rache sannen, sondern stattdessen den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wiederaufbau des Landes förderten, ist ein historisches Glück, wofür wir Hessen und Deutsche immer dankbar sein werden. Aus den einstigen Feinden im Krieg wurden so innerhalb weniger Jahre politische Verbündete und Freunde.“