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Portrait Jani Silva

Hessischer Friedenspreis 2024 geht an kolumbianische Aktivistin Jani Silva

Mit dem Hessischen Friedenspreis 2024 wird die kolumbianische Umwelt- und Friedensaktivistin Jani Silva ausgezeichnet. Am 16. September wird sie den Preis im Rahmen eines Festakts im Hessischen Landtag entgegennehmen. Die Laudatio hält die deutsche Botschafterin in Kolumbien, Martina Klumpp.

Die 62-jährige Preisträgerin setzt sich seit mehr als 40 Jahren für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Amazonasregion Putumayo ein. Sie trug maßgeblich dazu bei, eine Schutzzone im Amazonasgebiet zu schaffen, die den Kleinbauern Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen ermöglicht und eine Perspektive abseits von Drogenkrieg und Gewalt schafft. Für ihr Engagement sieht sich Silva seit Jahren Morddrohungen bewaffneter Milizen ausgesetzt, die ihr und ihrer Familie nach dem Leben trachten.

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU), Mitglied im Kuratorium Hessischer Friedenspreis, sagte: „Seit vielen Jahrzehnten engagiert sich Jani Silva unter hohen persönlichen Risiken für den Schutz ihrer Heimat im kolumbianischen Amazonasgebiet sowie für die Rechte der dort ansässigen Kleinbauern. Durch ihr mutiges zivilgesellschaftliches Engagement schafft sie Aufmerksamkeit für die Bedrohungen dieses so einzigartigen Naturraums und leistet durch konkrete Projekte vor Ort einen wichtigen Beitrag zur dauerhaften Befriedung ihres von fortwährenden Konflikten gezeichneten Landes. In einem von Gewalt und Drogenhandel geprägten Umfeld eröffnet sie Alternativen und ebnet so den Weg zu einem friedlichen Miteinander. Sie ist nicht nur ein Vorbild für die Menschen in ihrer Umgebung, sondern weit darüber hinaus. Denn sie zeigt auf eindrucksvolle Weise, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, für die Gemeinschaft einzutreten und Menschen eine Perspektive zu geben. Was mit dem Mut eines Einzelnen und im Kleinen beginnt, kann auf lange Sicht das Leben vieler verändern“.

Karl Starzacher, Staatsminister a.D., Vorsitzender des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis und früherer Landtagspräsident, sagte zur Entscheidung: „Jani Silva steht stellvertretend für all jene, die sich trotz Bedrohungen und Einschüchterungen nicht von ihrem Engagement abbringen lassen und unermüdlich für ein friedlicheres und demokratischeres Land kämpfen. Ihr Einsatz verdeutlicht, wie eng die Wahrung von Frieden und der Schutz der Umweltschutz miteinander verbunden sind. Mit ihrem Wirken bekämpft sie die Wurzeln der Gewalt“.

Prof. Jonas Wolff, Vorstandsmitglied des Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, ergänzte: „Weltweit werden Jahr für Jahr hunderte Menschen getötet, die sich gewaltlos für die Menschenrechte, Land und Umwelt sowie den Frieden einsetzen. Kolumbien ist von dieser Form von Gewalt in besonderer Weise betroffen. Es erfordert besonderen Mut, sich unter solchen Bedingungen zu engagieren. Jani Silva besitzt diesen Mut. Seit über 40 Jahren kämpft sie in der Region Putumayo im Süden Kolumbiens für die Rechte kleinbäuerlicher Familien und den Schutz natürlicher Ressourcen. Ihr Engagement ist gewaltfrei und es zielt auf sozialen Zusammenhalt. Dennoch, genauer: gerade deswegen, wurde sie bereits mehrfach zum Ziel von Gewaltdrohungen. Jani Silva repräsentiert all jene Menschen, die in ihren lokalen Gemeinschaften in Kolumbien und anderswo allen Risiken trotzend für ein friedliches, demokratisches und nachhaltiges Zusammenleben einstehen. Durch die Auszeichnung erfährt dies Anerkennung und hoffentlich auch Unterstützung für die Zukunft“.

Hessischer Friedenspreis

Der Hessische Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird seit 1994 von der Albert-Osswald-Stiftung verliehen. Die Auszeichnung soll Menschen würdigen, die sich um den Frieden und die Völkerverständigung verdient gemacht haben. Ins Leben gerufen wurde sie von dem früheren hessischen Ministerpräsidenten Albert Osswald (SPD) und seiner Familie. Das PRIF berät das Kuratorium bei der Vergabe des Friedenspreises.

Hintergrund zur Preisträgerin Jani Silva

2023 war die Preisträgerin Jani Silva auf Vorschlag von Amnesty International für den Friedensnobelpreis nominiert. Sie ist Präsidentin von Adispa (Asociación de Desarollo Integral Sostenible Perla Amazónica), einer Organisation im von Kleinbauern bewohnten Schutzgebiet „La Perla Amazónica“. Die Gegend ist reich an natürlichen Ressourcen und gleichzeitig nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) ein wichtiges Kokaanbaugebiet. Kolumbien gilt vor Peru und Bolivien als weltgrößter Produzent von Kokain, das aus der Kokapflanze hergestellt wird. Der Friedensvertrag von 2016 zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla-Organisation Farc, die sich unter anderem mit Drogenhandel finanzierte, konnte den großflächigen Anbau von Koka in dem südamerikanischen Land nicht stoppen. Viele Bauern sichern ihre Existenz über illegalen Kokaanbau. Die Organisation Adispa fördert Alternativen. Als Präsidentin von Adispa hat Jani Silva in den vergangenen Jahren mehrfach Morddrohungen erhalten.

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